Im Mai 2017 erhielt ich im Alter von 49 Jahren die Diagnose Diabetes Typ 1 LADA (LADA=Late Autoimmune Diabetes in Adults), also ein spät auftauchender insulinpflichtiger Diabetes. Das zog mir zunächst den Boden unter den Füßen weg. Ich? Die ich mich immer gesund ernährt hatte? Die nie geraucht hatte und schon seit vielen Jahren ohne Alkohol gelebt hatte?

Ich googelte… und fand nur immer das gleiche: „Diabetes Typ 1 ist nicht heilbar“.
Gerade der Stempel „Unheilbarkeit“ verbunden mit der Insulinpflicht bedeutete für mich eine enorme psychische Belastung. Da ich selbst fast nichts Ermutigendes im Internet gefunden hatte, rief ich 2018 eine eigene Seite (deutsch und englisch) ins Leben. Gerade bei frisch diagnostizierten Typ-1-Diabetikerinnen  (auch und insbesondere bei Kindern!) besteht eine reelle Chance, durch diverse Maßnahmen und insbesondere das sog. Coimbraprotokoll insulinfrei zu werden. Ich bin nicht die Einzige!

Langjährige Typ-1-DiabetikerInnen können dadurch zumindest ihren Insulinbedarf senken und die Blutzuckerkurve abflachen.

Aber zurück zu 2017

Ich war aufgrund der dauerhaft hohen Blutzuckerwerte gezwungen, Insulin zu spritzen, doch bereits nach 5 Tagen kehrte Remission ein, mein Körper brauchte kein Insulin mehr, ich war in der sog. „Honeymoon-Phase“, in der kein oder nur wenig Insulin benötigt wird. Und ich brauchte tatsächlich seit diesem Zeitpunkt keines mehr. Vermutlich auch, weil ich mich instinktiv Low Carb (kohlenhydratarm) ernährt hatte, um möglichst wenig Insulin spritzen zu müssen.

Wichtig war mir vor allem, die Ursachen für meine Autoimmunreaktion, die zu Diabetes Typ 1 führte zu ergründen. Nach langen Recherchen stieß ich auf folgende Kombination bei mir:

  • Weizen- und Kuhmilchunverträglichkeit (beides erwiesenermaßen Autoimmuntrigger)
  • lebenslanger Vitamin-D-Mangel (ebenfalls nachweislich Auslöser für Typ1-Diabetes)
  • Synthetische Hormone (10 Jahre Hormonspirale, Zusammenhang wahrscheinlich)
  • Traumatische Kindheit mit folgender PTBS (ganz klar der entscheidende psychische Stressfaktor)

Zunächst informierte ich mich über Low Carb Ernährung, und lernte, dass ich mit Fett aufstocken musste, um meinen Energiebedarf zu decken. Mit etwa 30g Kohlenhydrate kam ich gut klar. Wenn ich mich mehr bewegte, brauchte ich mehr Kohlenhydrate.
Gleichzeitig ließ ich Weizen (besser gesagt Gluten generell) und Kuhmilch (A1-Casein) weg.Die Hormonspirale hatte ich mir bereits 2010 entfernen lassen und selbstverständlich seitdem keine synthetischen Hormone mehr zu mir genommen.
An der psychischen Aufarbeitung meiner Kindheit bin ich seit 2006.
Vitamin D hatte ich zwar seit 2015 eingenommen und auf einen guten Spiegel gebracht, doch in 2017 die Einnahme etwas schleifen lassen.

Immer wieder testete ich andere Mikronährstoffe, die den Blutzucker senken sollen. Magnesium, B-Vitamine, Chrom, Zink, Selen, … Den größten Effekt hatte dann eindeutig Vitamin D! So stieß ich im Frühjahr 2018 auf das Coimbraprotokoll (CP).

Im April 2018 startete ich es in Begleitung eines darin geschulten CP-Arztes.
Durch meine vorigen remissionserhaltenden Maßnahmen fiel das CP offensichtlich auf fruchtbaren Boden.

Nachdem diverse Hürden bezüglich des richtigen Magnesiumpräparates und der passenden -dosis genommen waren, ging es mit einer Einstiegsdosis von 60.000 IE täglich los. Mein Blutzucker blieb weiterhin stabil, meine Energie wuchs, ich konnte Bäume ausreißen!

Dieser anfängliche Energieschub schwächte sich innerhalb der folgenden Monate wieder etwas ab, dennoch fühlte ich mich nach wie vor gut, mein Blutzucker war stabil und ich war körperlich fit.

Die Low Carb-Ernährung für meinen Typ-1-Diabetes in Kombination mit der calciumarmen Ernährung, die beim Coimbraprotokoll vorgeschrieben ist, war und ist die größte Herausforderung. Denn meinen Fettbedarf hatte ich vor dem CP hauptsächlich durch Ziegen- und Schafmilchprodukte, v.a. Käse, aber auch Nüsse gedeckt. Nun musste ich schauen, wie ich zu meinem Fett komme, um nicht unfreiwillig abzunehmen. Butter/Ghee und Kokosöl gehen ja immerhin mit beiden Ernährungsformen konform.

Der Blut- und Urinbefund nach 5 Monaten Coimbraprotokoll im September 2018 überraschte mich positiv!

/praediabetes-test-ogtt-und-lchf-meine-ueberraschenden-ergebnisse/

Alle diabetesrelevanten Parameter hatten sich verbessert

HbA1c (Langzeitblutzucker, in den Normbereich gefallen), C-Peptid (zeigt die Leistungsstärke der insulinproduzierenden Betazellen des Pankreas an, leicht gestiegen!), 2 verschiedene Antikörper (GAD, IAK) gesunken. Die übrigen Werte optimal. Das Parathormon (als Marker für die Wirkung der Vitamin D Hochdosis im Körper) war bereits tief genug gesunken, so dass die Einstiegsdosis an Vitamin D beibehalten werden konnte.

Der größte Teil dieser positiven Entwicklung ist wohl der Vitamin-D-Hochdosis-Therapie (Coimbraprotokoll) zuzuschreiben. Es sieht so aus, als wenn die Autoimmunreaktion gestoppt ist und ich auf dem Weg der Heilung bin. Zwar wird offiziell „nur“ von Remission gesprochen, aber subjektiv ist Heilung der passendere Begriff.

Neben dem Vitamin D sind jedoch die anderen Faktoren nicht zu vernachlässigen. Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle. Mit einer „normalen“ kohlenhydratreichen Ernährung wäre ich höchstwahrscheinlich jetzt nicht so weit.

In den USA hat bereits seit langer Zeit Dr. Richard Bernstein sein Therapiekonzept für Diabetes mit Low Carb und viel Sport verbreitet und verifiziert. Er selbst ist der beste Beweis für das Funktionieren seines Konzepts, denn er hat seine prophezeite Lebenserwartung längst um Jahrzehnte überschritten! Als insulinpflichtiger Typ-1-Diabetiker ist er bereits über 80 und topfit! Mit seinem Programm gelingt es, die Folgeerkrankungen des Diabetes zu vermeiden und in vielen Fällen auch zu heilen (Schäden an Nieren, Augen, Füßen etc.)

Literatur: Richard K. Bernstein: „Dr. Bernstein’s Diabetes Solution“*

Hier noch weitere Informationen zum Coimbraprotokoll

Erforscht, angewandt und verbreitet wurde diese Therapieform von dem brasilianischen Neurologen Dr. Cicero Coimbra aus Sao Paolo. Ausgehend von der Tatsache, dass Autoimmunerkrankungen in der Äquatorregion sehr viel seltener auftauchen als in weiter nördlich oder südlich gelegenen Regionen, liegt ein Zusammenhang mit der Vitamin-D-Aufnahme durch die Sonneneinstrahlung nahe.
Coimbra vermutet bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen eine Art Vitamin-D-Resistenz d.h. eine sehr viel schlechtere Verwertung von Vitamin D. Aus diesem Grunde benötigen diese Menschen sehr viel höhere Dosen, um ihr Immunsystem wieder in eine Balance zu bringen. Bisher hat er ca. 6.000 PatientInnen mit Autoimmunerkrankungen behandelt, die meisten davon mit Multipler Sklerose. 95% der von ihm behandelten MS-Erkrankten gelangten durch die Therapie in Remission und bleiben es stabil, solange sie die Therapie fortführen.
Grundsätzlich kann diese Therapie bei jeder Art von Autoimmunerkrankung angewendet werden.

Weltweit gibt es momentan ca. 120 zertifizierte ÄrztInnen.
Es wird dringend davon abgeraten, diese Therapie ohne einen darin ausgebildeten Arzt durchzuführen! Diese Hochdosen Vitamin D bergen gewissen Risiken für Nieren und Calciumspiegel, die nur durch regelmäßige Laborkontrollen und eine richtige Interpretation dieser Laborwerte minimiert werden können.

Bisher kenne ich noch zwei erwachsene Typ-1-Diabetiker die kurz nach der Diagnose mit dem Coimbraprotokoll begonnen haben, in Remission gekommen sind und bisher insulinfrei geblieben sind. Auch weiß ich von einem frisch diagnostizierten Typ-1-Kind, das durch diese Therapie nun nachts insulinfrei ist und tagsüberr minimalste Mengen an Insulin braucht.

Mehr Informationen über das Coimbraprotokoll sowie eine Liste der darin ausgebildeten Ärzte gibt es hier.

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Bildquellen:

  1. Liebe Julia, super, dass Sie so intensiv recherchieren und andere aufklären. Es wäre zu begrüßen, dass diese Erfolgsgeschichte möglichst vielen Menschen weiter helfen könnte.

    Obwohl mein Bereich ein etwas anderer ist – die Basische Ernährung – und von daher nicht immer in allem mit Ihnen übereinstimmend, schätze ich fundiertes Wissen von KollegenInnen sehr.

    Weiterhin viel Erfolg, auch beim „Teambuch“ – Der Keto.Kompass –

    wünscht Doris Wroblewski

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