Leidest du unter Sodbrennen? Liegt dir das Essen manchmal so richtig schwer im Magen? Hast du Blähungen nach eiweißreichen Mahlzeiten? Dann hast du vielleicht einfach zu wenig Magensäure.

Zu wenig Magensäure, auch Hypochlorhydrien genannt, ist ein vollkommen unterschätztes Problem und spielt eine zentrale Rolle in einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen.  Leider scheint es auch am Radar von klassisch ausgebildeten Ärzten auf und so bleibt es lange Zeit unentdeckt. Die Bedeutung der der Magensäure für unsere Gesundheit ist den wenigsten bekannt und leichtfertig werden Magensäureblocker (PPI = Protonenpumpen Hemmer) als Dauermedikation verschrieben. Besonders ältere Menschen sind von einem Magensäuremangel betroffen, weil im Alter oft die Magensäureproduktion abnimmt oder die Produktion durch diverse Medikamente behindert wird.

Magensäure wird auch als HCL für Salzsäure bezeichnet, basierend auf ihrer chemischen Zusammensetzung aus einem Teil Wasserstoff und einem Teil Chlorid.  Es gibt viele Symptome, die mit niedrigen Magensäurewerten verbunden sind. Es gibt einigen Labortests und Test, die man Hause durchführen kann, um zu sehen, ob dieses Problem besteht.

 

Wichtige Aufgaben der Magensäure

  • Verdauung
    das klingt jetzt vielleicht banal, aber die Magensäure ist ein sehr wichtiger Part der Verdauung. Eiweiße und Fette werden durch die Magensäure verändert, so dass es später im Dünndarm die Verdauungsenzyme leichter haben, die langen Ketten aufzuspalten.
  • Magnesiumaufnahme
    Magensäure wird benötigt um das Magnesium in seine biologisch Aktive Form (als Ion) zu überführen.
  • Vitamin B12 Aufnahme
    Vitamin B12 (Cobalamin) ist in Lebensmitteln an ein Protein gebunden. Die Magensäure ist notwendig, um es vom Protein zu lösen. Dann muss es an den Intrinsic Factor gebunden werden, dieser ist auch pH-abhängig. Die Bindung an den Intrinsic Facor ist notwendig, damit dann im Dünndarm die Aufnahme des B12 über die Darmschleimhaut stattfinden kann.
  • Säurebarriere als Besiedlungsschutz
    Der saure Magen schütz auch vor Besiedlung durch fremde Keime, bzw. hält die Besiedlungsdichte in Grenzen.

Magensäuremangel – Folgen und typische Symptome

Die Folgen eines Magensäuremangels sind nicht zu unterschätzen und können schwerwiegende Konsequenzen für die Betroffenen haben. Durch die mangelhafte Verdauung (Maldigestion) kommt es zu einer Unterversorgung mit Proteinen und Fetten. Kohlenhydrate sind davon oft weniger betroffen. In weiterer Folge auch zu Vitamin und Mineralstoffmängel – besonders Vitamin B12 und Magnesium, sowie einer Beeinträchtigung der davon abhängigen Stoffwechselprozesse (Anstieg von Homocystein = Homocystein kann nicht mehr zu Cystein abgebaut werden).

Ebenfalls nicht selten entsteht durch die Maldigestion auch eine Fehlbesiedelung des Dickdarms mit proteinverdauenden Bakterien. Das übermäßige Wachstum der Bakterien wird durch den unnatürlichen Eintrag von Eiweiß in den Dickdarm begünstigt. Die Diagnose erfolgt über den Nachweis von Verdauungsrückständen um Stuhl. Leider werde hier viel zu oft vollkommen falsche Schlüsse gezogen und dem Klienten zu einer Reduktion des Proteins in der Nahrung geraten. Die ist hier absolut kontraindiziert, denn ein solcher Klient hat mit Sicherheit bereits einen Proteinmangel, bedingt durch die fehlende Verdauungsleistung.

Ohne die schützende Säurebarriere können auch Bakterien vom Magen aus in den Dünndarm einwandern und ihn besiedeln. Somit erhöht eine verminderte Magensäureproduktion das Risiko einer Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO = small intestine bacterial overgrowth).

Eines der klassischen Symptome ist, ironischer Weise, Sodbrennen. Genau jede Indikation bei der leider auch routinemäßig Magensäureblocker verschrieben werden.

 

Labortests

Die sicherste Methode, um einen Magensäuremangel festzustellen ist sicherlich die Laboruntersuchung. Es gibt hier einige Methoden, die in der Praxis Anwendung finden.

  1. Magensaftuntersuchung: die Untersuchung ist invasiv, denn der Arzt muss mit einer Sonde in den Magen vordringen. Diese Untersuchung wird meist nur bei schweren Fällen von Anämie oder bei dem Verdacht auf Magenkrebs eingesetzt.
  2. Pentagastrin-Test: Dieser Test ist ebenfalls invasiv. Über eine Sonde wird das Hormon Pentagastrin gegeben welches die Ausschüttung von Salzsäure anregt.
  3. Heidelberg Test: Dieser Test funktioniert mit einer kleinen Kapsel mit einem speziellen drahtlosen elektronischen Sender, der den pH-Wert des Magens aufzeichnet, während der Klient eine Lösung mit einer kleinen Mengen Backnatron (Bikarbonat) trinkt. Natron ist Natriumbikarbonat, das Hydroxid-(OH-)-Ionen enthält, die den Säuregehalt reduzieren.

Das Backpulver neutralisiert auf natürliche Weise das HCL im Magen.  Wenn sich die Säure nach dem Verschlucken des Natrons nicht normalisiert, ist das ein positiver Test für einen Magensäuremangel [1] [2].

 

Weitere Hinweise aus dem Blutbild

Niedriges Serum Protein: durch die gestörte Proteinverdauung kommt es zu einem Proteinmangel. Typische Zeichen für Proteinmangel sind zum Beispiel Haarausfall, brüchige Nägel, schwaches Bindegewebe, eingeschränkte Regenerationsfähigkeit und Muskelmasseverlust.

Erhöhtes MCV: Das Mittlere Korpuskulares Volumen sagt etwas über die Größe der roten Blutkörperchen aus. B12 ist wichtig für die Reifung der roten Blutkörperchen. Fehlt Vitamin B12, dann können die roten Blutkörperchen nicht richtig ausreifen und es entstehen unnatürlich große rote Blutkörperchen.

Niedriges B12[3]: Intrinsischer Faktor ist ein Glykoprotein im Magen, das für die B12-Absorption notwendig ist.  Bei unzureichender HCL-Produktion kann der intrinsische Faktor nicht effektiv arbeiten und der Einzelne entwickelt einen B12-Mangel. Vitamin B 12 sollte immer als Holo-TC im Blut bestimmt werden. Dies ist die aktive Form des Vitamins.

Erhöhtes Homocystein: Magensäure ist entscheidend für die B12-Absorption.  B12 ist eine der Schlüsselkomponenten der Methylierung, die den Homocysteinspiegel zwischen 5-8 umol/L hält.  Wenn der B12-Spiegel niedrig ist, wird Homocystein erhöht [4]. Ebenfalls am Homocysteinstoffwechsel beteiligt sind Folsäure und Vitamin B6.

 

Backpulver-Test für zu Hause

Dies ist ein sehr einfacher Test, den du ganz einfach zu Hause durchführen kannst. Dies ist eine gute Sache, weil es sicher ist und keine großen Kosten verursacht.

Dieser Test funktioniert, indem er eine chemische Reaktion in deinem Magen erzeugt, die auftritt, wenn du die OH-Ionen der Natronlauge mit den Wasserstoff-Ionen (H+) in der Magensäure (HCL) des Körpers mischt.  Das natürliche Ergebnis sollte eine Kohlendioxidgasproduktion sein, die einen Rülpseffekt verursacht.

Dieser Test hat viele Variablen, die falsch-positive oder falsch-negative verursachen können.  Um diese Variablen zu minimieren und ein höheres Maß an Genauigkeit zu erhalten, empfehle ich, diesen Test an 3 aufeinander folgenden Vormittagen durchzuführen, um einen Gesamtdurchschnitt zu ermitteln.

Es ist auch am besten, diesen Test gleich morgens vor dem Essen oder Trinken durchzuführen. Es gibt keine veröffentlichten Daten zu dieser Methode und die Zuverlässigkeit steht zur Diskussion.

Durchführung des Tests

  1. ¼ Teelöffel Backnatron in 200 ml Wasser auflösen und gleich in der Früh noch nüchtern trinken.
  2. Nun stoppe die Zeit, wie lange es dauert bis du Rülpsen musst. Wenn du nicht innerhalb von 5 Minuten Rülpsen oder Aufstoßen musst, dann deutet das auf einen Magensäuremangel hin.

 

Betain HCL Test

Betain HCL (Betain Hydrochlorid) ist ein OTC Nahrungsergänzungsmittel welches dafür sorgt, dass kurz nach der Einnahme der pH-Wert des Magensaftes sinkt, also der Magen saurer wird. Betain HCL ist ein lange und gut erforschtes Supplement [5].

Durchführen des Tests

  1. Zu einer normal großen Mahlzeit mit Protein und Fett einnehmen.
  2. Etwa in der Mitte der Mahlzeit eine Betain HCL Kapsel einnehmen.

Was kann passieren?

  1. Du bemerkst nichts: dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du zu wenig Magensäure hast. Du kannst dann zu jeder größeren Mahlzeit Betain ergänzend nehmen. Das hilft bei der Verdauung.
  2. Sodbrennen oder Aufstoßen: empfindest du Sodbrennen, ein warmes oder brennendes Gefühl im Magen oder ein Druckgefühl am Magen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du ausreichend Magensäure hast und kein Betain HCl benötigst.

Es macht Sinn, diesen Test 2-3-mal zu wiederholen.

VORSICHT: solltest du chronische Gastritis, eine Störung des Magenpförtners oder ein Magenkarzinom haben, dann führe diesen Test auf keinen Fall durch.

 

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[1] DePestel, Daryl D., et al. „Magnitude and duration of elevated gastric pH in patients infected with human immunodeficiency virus after administration of chewable, dispersible, buffered didanosine tablets.“ Pharmacotherapy: The Journal of Human Pharmacology and Drug Therapy 24.11 (2004): 1539-1545.

[2] Stack BH. Use of the Heidelberg pH capsule in the routine assessment of gastric acid secretion. Gut. 1969;10(3):245-246.

[3]  King CE, Leibach J, Toskes PP. Clinically significant vitamin B12 deficiency secondary to malabsorption of protein-bound vitamin B12. Dig Dis Sci. 1979 May;24(5):397-402. PMID: 378625

[4] Rasool, Shahid, et al. „Relationship between vitamin B 12, folate and homocysteine levels and H. Pylori infection in patients with functional dyspepsia: a cross-section study.“ BMC research notes 5.1 (2012): 206.

[5] Yago, Marc R., et al. „Gastric reacidification with betaine HCl in healthy volunteers with rabeprazole-induced hypochlorhydria.“ Molecular pharmaceutics 10.11 (2013): 4032-4037.

Bildquellen:

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