Teufelszeug oder magische Pille? Für die einen sind sie Heilsbringer für die anderen sogar lebensgefährlich. Die Meinungen rund um Nahrungsergänzungmittel (NEM) sind vielfältig und gespalten. Offizielle Stellen verhatlen sich zurückhaltend oder sogar ablehnend. Was ist nun dran an den Nahrungsergänzungsmitteln? Alles nur Geschäft, oder wirklich sinnvoll?

Was sind Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind Produkte, die aus Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung in konzentrierter Form bestehen. Das können Vitamine, Mineralstoffe und Spuren-elemente, Aminosäuren, aber auch Ballaststoffe, Pflanzen oder Kräuterextrakte sein.
Überernährt, doch gleichzeitig mangelversorgt
Laut aktuellen Daten sind bereits 50 % der Europäer übergewichtig oder fettleibig. An Nahrung mangelt es uns sicher nicht, trotz alledem sind große Teile der Bevölkerung nicht optimal mit allen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt, oder weisen sogar echte Defizite auf. Das eine schließt das andere nicht aus. Die Daten hierzu stammen aus einer offiziellen Studie, die alle 4 Jahre vom Gesundheitsministerium durchgeführt wird.
Laut der Nationalen Verzehrstudie, einer bundesweiten Erhebung zur Ernährungssituation von Jugendlichen und Erwachsenen, erreichen 48 % der Männer und 49 % der Frauen die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin E nicht. Deutliche Defizite finden sich auch bei Vitamin D, Folsäure und Jod.

Vitamin- und Mineralstoffmängel sind real und über alle Altersschichten zu finden. Die Ursachen liegen einerseits darin, dass ausschließlich auf Kalorien und nicht auf Nährstoffdichte und Nährstoffverfügbarkeit in Lebensmitteln geachtet wird, und andererseits, dass die Böden selbst immer weniger Nährstoffe enthalten und somit auch der Nährstoffgehalt in den Lebensmitteln selbst abnimmt. Der Trend zu veganen Fake-Produkten wird diese Situation noch weiter verschärfen. Vegane Ersatzprodukte sind hinsichtlich der Nährstoffqualität, den echten Lebensmitteln deutlich unterlegen [van Vliet 2021].
Erst messen, dann ergänzen
Pauschal Nahrungsergänzungsmittel gänzlich abzulehnen ist genau so wenig sinnvoll wie einfach queer Beet alles einzunehmen was so am Markt erhältlich ist. Basierend auf den Ergebnissen der Nationalen Verzehrstudie und aus meiner persönlichen Erfahrung aus der Beratung, gibt es definitiv eine handvoll Mikronährstoffe, die auf jeden Fall supplementiert werden sollten.
- Omega 3 Fettsäuren (hier kann ich Norsan sehr empfehlen)
- Magnesium
- Vitamin D
Letzten Endes gilt, nur was gemessen wird, kann auch man auch managen. Durch eine einfache Blutuntersuchung lassen sich die meisten Mikronährstoffmängel sehr leicht erkennen. Hierbei gilt es zu beachten, dass die Bestimmung der Mineralstoffe immer im Vollblut erfolgen sollte, denn die übliche Messung im Serum eignet sich nicht für alle.
Die richtigen Nahrungsergänzungsmittel finden
Die Fülle an unterschiedlichen Präparaten in den Regalen oder online ist verwirrend und kann verunsichern. Auch die Preisunterschiede sind oft gewaltig. Aber ist teuer auch wirklich immer besser? Worauf kommt es beim Kauf von NEMs an?
Es ist nicht leicht sich im Dschungel der Angebote zurecht zu finden und möchte man sicher gehen, dann sollte man wirklich die Zutatenliste eines jeden Präparates genau studieren. Denn, ob ein Vitamin oder Mineralstoff wirken kann, hängt einerseits von der Dosis ab, und andererseits auch von seiner chemischen Form.
Die richtige Dosis ist auch bei Vitaminen und Mineralstoffen von zentraler Bedeutung. Hier kann man sich leider nicht immer auf die Einnahmeempfehlung auf der Verpackung verlassen. Häufig sind Mikronährstoffpräparate einfach hoffnungslos unterdosiert. So zeigt sich aus Studien, dass positive Effekte durch die Einnahme von Omega-3 Fischöl erst ab 2000 mg EPA/DHA pro Tag zu beobachten sind. Die wenigsten Fischölprodukte am Markt weisen einen solchen Wirkstoffgehalt auf.
Neben der Menge spielt auch die chemische Form, in der der Mikronährstoff vorliegt, eine Rolle. Die chemische Form entscheidet, wie gut ein Vitamin, Mineralstoff oder Spurenelement vom Körper aufgenommen werden kann. Aus Untersuchungen mit gesunden Probanden zeigt sich, dass die organischen Magnesiumverbindungen, wie Citrat, Aspartat, Aspartat-hydrochlorid, Glutamat und Orotat, eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit aufweisen, als die anorganischen Magnesiumverbindungen wie Oxid, Carbonat, Sulfat oder Phosphat.
Optimale Versorgung, für optimale Leistung
Die optimale Versorgung sollte das Ziel sein, denn nur dann kann unser Körper auch optimal funktionieren und leistungsfähig sein. Beim Auto wartet man ja auch nicht bis das Öllämpchen rot leuchtet, sondern schaut, dass immer genügend Öl nachgefüllt ist. Genauso verhält es sich auch mit unserem Körper. Vitamine und Mineralsstoffe sind wichtig, damit alle Prozesse reibungslos funktioneren. Mängel haben weitreichende Folgen und wirken sich meist auf das gesamte System aus. Eine suboptimale Versorgung reicht aus um das empfindliche System zu stören. Ein Mangel äußert sich meist in eher unspezifischen Symptomen wie leichte depressive Verstimmungen, generelle Müdigkeit, verringerte Belastbarkeit, erhöhte Infektionsanfälligkeit, Gewichtszunahme, Konzentrationsschwächen und Lernschwierigkeiten. Die Unterversorgung mit essenziellen Bausteinen ist eine reale Gefahr, die langfristig auch zur Entstehung chronischer Erkrankungen beitragen kann.
Quellen
van Vliet, Stephan, et al. „A metabolomics comparison of plant-based meat and grass-fed meat indicates large nutritional differences despite comparable Nutrition Facts panels.“ Scientific reports 11.1 (2021): 1-13.
Sehr informativer Artikel, danke! Was ist deine Meinung zur Supplementierung von Selen? Das kommt auch sehr oft zu kurz, oder?
Ja, unbedingt. Selen ist ein Mangelelement in unseren Böden. Finde ich gut.