Leben mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) ohne Beschwerden und Medikamente? Ein langer Weg, aber es ist realistisch, würde ich heute sagen.
Seit meiner Morbus Crohn Diagnose im Jahr 2016 beschäftige ich mich intensiv mit dieser Krankheit. Neben den wissenschaftlichen Studien sammle ich Informationen zu verschiedenen Gesundheitsthemen, die mit Entstehung und Heilung von CED in Zusammenhang stehen und frage aktiv bei Experten nach.
Seit 2021 habe ich meine Essgewohnheiten auf die ketogene Ernährung umgestellt, um von Medikamenten wegzukommen und meiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. Was als #ErikasExperiment in den sozialen Netzwerken begann, erwies sich später als eine wahre Erfolgsgeschichte: Ich bin geheilt!
In meinem Blog „Keto4CED“ erzähle ich, wie ich durch eine systematische Reduzierung der Stressfaktoren und die Ernährungsumstellung meine Morbus Crohn Erkrankung in den Griff bekommen habe. Und ja, die ketogene Ernährung spielt hierbei eine nicht unwesentliche Rolle.
Zusätzlich richtete ich einen Community-Bereich für einen direkten, persönlichen Austausch, um mit mir direkt in Kontakt zu treten, meine Beiträge zu kommentieren, zu "liken" und in themenbezogenen Gruppen mit mir und anderen diskutieren zu können. Eine virtuelle Bühne für CED-Betroffene und Interessierte sozusagen.

Aber alles mal von vorn
Ich bin Erika Bürger, gebürtige Litauerin mit deutschen Wurzeln, die im Jahr 2008 zum Studieren nach Kassel kam und ihr Leben hier neu aufbaute. Es war ein Segen und Pech zugleich…
Ich kam nämlich aus einem Selbstversorger-Haushalt (bürgerliche & „Bio“-Ernährung sozusagen), einer ländlichen Region namens Kelme. Dank Zuspruch meiner Familie - bis heute meine treusten Fans – durfte ich meinen Träumen folgen und in Deutschland, im Heimatland meines Urgroßvaters, meine Zukunft selbständig gestalten. Mit 20 Jahren absolvierte ich ein Auslandssemester im Rahmen eines ERASMUS-Programms an der Uni Kassel. In dieser Zeit lernte ich Florian – heute meinen Mann – kennen. Nach der Rückkehr beschloss ich das Studium der Wirtschaftswissenschaften komplett nach Kassel zu verlegen. Es klappte alles relativ gut. Hier gab es nur einen Haken: Für das Geld und das Kochen musste ich ab sofort selbst verantworten.
Neben den vielen Herausforderungen zum Start, angefangen mit der Wohnungssuche, sprachlichen Barrieren, fehlendem sozialen Umfeld, war nur sehr wenig Zeit für die ausgewogene Ernährung aufgrund der Nebenjobs und im Vergleich mit inländischen Studierenden dem doppelt so hohen Zeitaufwand zum Lernen (Lesen-Übersetzen-Verstehen). Mal kein Frühstück, mal ein Mensa-Essen, meistens nur was „Schnelles auf die Hand“, selten warme Speisen und fast immer nur Fertigprodukte und viele Süßigkeiten. Ich war übrigens damals sehr überrascht von der unglaublichen Auswahl an „Fast Food“-Produkten in den deutschen Supermärkten. Damals hatte ich die gesunde Ernährung von zu Hause noch nicht zu schätzen gewusst.
Aber ich betrieb viel Sport, war lebensfroh, enthusiastisch, ehrgeizig und motiviert, immer nach vorne zu schauen und nie aufzugeben, auch Dank Florian’s Unterstützung (Fotos aus der Studienzeit):

Die CED-Diagnose
Die Folge: Ich hatte immer weniger Zeit für Sport, ich nahm zu, war dauernd müde und gereizt, hatte wiederkehrende Verdauungsprobleme, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, chronischen Husten, schlechte Haut, gefolgt von wenig / nicht erholsamen Schlaf uvm. Das Lernen für den Führerschein hat meinem Körper letztendlich den Rest gegeben, ich war am Limit… Letztendlich musste ich wegen dem Verdacht auf eine Blinddarmentzündung im Jahr 2015 zur Notaufnahme, war jedoch nach etwa 4 Tagen wieder zu Hause und auf dem Weg der Genesung, dachte ich mir. Die Beschwerden gingen aber nicht weg.
Innerhalb eines Jahres folgten Atemtests, Laboruntersuchungen, dann (auf meinem eigenen Wunsch!) Magenspiegelung & Koloskopie, mit der Folgediagnose auf eine geringe chronische Typ C Antrumgastritis, was mit Antibiotika behandelt wurde. Es ging mir eine Zeitlang besser. Ende 2016 ging es dann aber erneut zur Notaufnahme: Not-OP mit Drainageanlage eines Abszesses im letzten Abschnitt des Dünndarms und einem klinischen Befund „Schwere Ileitis terminalis. Hochgradiger Verdacht auf Morbus Crohn“. Ich blieb zwei Wochen im Krankenhaus, die Prednisolontherapie wurde eingeleitet.

Die weiteren Folgejahre waren mit der Anpassung der Therapie, Labor-/MRT-Untersuchungen, Unverträglichkeitstests, Sono/Kolo und Supplements neben der regelmäßigen Schonkost verbunden. Die Therapie schlug an, mir ging es besser, auch wenn ich aufgrund von Medikamenten mit diversen Nebenwirkungen zu kämpfen hatte: „Mond-Gesicht“, Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen, Gelenkschmerzen, Hautprobleme, Depressionen (Foto aus 2017, Palanga, Litauen) uvm..
Es war eine Herausforderung für die Psyche, wenn man gerade einen hohen Anspruch an sich selbst hat, damit zurecht zu kommen. Damals sprach ich ungern darüber, mein Umfeld begegnete mir daher nicht selten mit Vorurteilen & Unverständnis.
CED-Akzeptanz, Reflektion und Selbststudium
Es hat eine Weile gedauert, die nicht heilbare CED-Krankheit zu akzeptieren. Ich hinterfragte alle Tipps und Empfehlungen, war dennoch froh über die hilfreiche Unterstützung und Support der Ärzte. Erst nach der Auseinandersetzung mit den eventuellen „Worst Case“-Szenarien bei Morbus Crohn, fing ich an zu analysieren, ob und welche Ereignisse meine Erkrankung ggf. hervorgerufen haben und was den Verlauf negativ beeinträchtigte. Ich betrieb Selbstreflektion.
So identifizierte ich meine eigenen, potentiellen Risikofaktoren aber auch was positiv meine Gesundheit beeinflusst und womit ich meinen Körper stärken kann. Ich wollte viele Fragen beantwortet haben.
Ich brauchte dafür ca. 3-4 Jahre und war Ende 2020 in der Remissionsphase, auch wenn ich auf Immunsuppressiva angewiesen war. Ich bekam dann vom Arzt dann einen Hinweis, dass die Medikamente nur max. 4 Jahre eingenommen werden dürfen und eine neue Therapie hermuss. Dies beunruhigte mich.
Warum eine ketogene Ernährung?
Seit Beginn der Corona-Pandemie blieben wir plötzlich zu Hause, es gab keine / sehr wenige Dienstreisen, Lieferdienste nahmen wir plötzlich vermehrt in Anspruch, Bewegung nahm ab, da Sportstudios und viele andere Ausfluglokale geschlossen wurden und auch nach dem Feierabend verbrachten wir die gemeinsame Zeit eher auf der Couch. Wir nahmen innerhalb ein paar Monate logischerweise an Gewicht zu!
Florian beschloss was dagegen zu unternehmen und stellte seine Ernährung daher im Juni 2020 auf „Keto“ um. Trotz meiner vorherigen Informationsrecherche wusste ich von der ketogenen Ernährung tatsächlich gar nicht bzw. diese wurde nie in Verbindung mit CED gebracht.
Die Grundlagen zur ketogenen Ernährung habe ich daher zuerst von Florian gelernt. Er reduzierte seinen Kalorientagesbedarf, wog seine Mahlzeiten stets ab und kalkulierte / „trackte“ sie gut, also streng nach der klassischen Keto-Diät und in Verbindung mit OMAD (One Meal a Day). Damals lag sein Gewicht bei 130 kg (Größe über 1,9m). Bereits nach zwei Monaten verlor er 20 kg, die weiteren 30 kg verschwanden in den weiteren 5 Monaten. Später fing er an, Kraftsport zu machen, um Muskeln aufzubauen und das Ergebnis ist definitiv zu erkennen! Er erreichte sein Normalgewicht und bekam die Lebensqualität zurück, was er bis heute aufrechterhalten konnte: keine Gelenkschmerzen, keine Wassereinlagerungen, keine Schlafstörungen, viel mehr Energie und bessere Ausdauer und vor allem kein Schnarchen nachts!

Mehr, siehe hier: https://youtu.be/Y0a8hoJDu8U
In der Küche hat Flo stets experimentiert, es kamen neue Lebensmittel – Austauschprodukte für Weizenmehl oder Zucker – hinzu, er verwendete stets frisches Gemüse, Nüsse und gutes Fett. Und so habe ich 6 Monate lang die Keto-Küche unbewusst ausprobieren und kennenlernen dürfen. Ich war überrascht, wie lecker die Gerichte sind und wie erfolgreich Florian seine Ziele erreichte. Florian war also meine Inspiration und mein persönlicher Keto-Berater. Er ist für mich ein Vorbild, der unter Beweis gestellt hat, dass es möglich ist, ohne zu hungern abzunehmen und gesund zu leben. Unterstützend half mir das Fachbuch „Der Keto Kompass“ von Julia, um noch mehr zum Einsatz dieser Ernährung in der medizinischen Praxis zu erfahren. Ich wollte es auch ausprobieren.
Und so startete das #ErikasExperiment in sozialen Netzwerken, wo ich täglich mein Fortschritt und Erkenntnisse dokumentierte und in Videos festgehalten habe: Keto4CED - YouTube
Ich habe gelernt, dass ich die ketogene Ernährung auf meine Bedürfnisse anpassen muss, also ohne mich selbst zu „stressen“. Meine Mahlzeiten habe ich anfangs getrackt, um ein Gefühlt zu bekommen, welche Nährwerte in welchen Produkten und Mengen stecken. In den ersten 5 Wochen zeichnete ich zusätzlich auf, wie schnell die CED-bedingten Symptome verschwunden sind, welche zusätzliche Nebenwirkungen unter der ketogenen Ernährung entstanden und womit ich dem entgegenwirkte.
Ich nahm auch Keto-Pausen in Anspruch, wenn ich bspw. in Urlauben oder in Litauen unterwegs war, um typische Nationalgerichte des jeweiligen Landes ausprobieren zu können und auch auf nichts zu verzichten.
Ergebnisse nach 6-monatiger Keto-Diät
✅ Alle Medikamente hatte ich nach Rücksprache mit meinem behandelnden Arzt aufgrund des ersten auffälligen Laborchecks (Leberveränderungen) sofort abgesetzt: Immunsuppressiva und Anti-Baby-Pille.
✅ Nach dem wiederholten Test, 6 Wochen später, waren alle Werte Top / im Normbereich!
✅ Keine Entzündungen im Darm (CALP)
✅ Die Ernährungsumstellung hat mir also geholfen, meine Remissionsphase trotz des Absetzens der Medikamente aufrecht zu erhalten. Dies hat nämlich vor einem Jahr bei einer kohlenhydratreichen Ernährung nicht geklappt...
✅ Auch weitere 8 Wochen später hatte ich keine Beschwerden bzgl. meiner Autoimmunerkrankung (CED).
Ich beschäftige mich mit der Ketose-Messung, s. Video: https://youtu.be/jJcQUNGGhqQFazit nach 2 Jahren ketogenen Ernährung - Krankheit im Griff. Ohne Medikamente
Es ist echt ein Wunder, dass ich meine Krankheit ohne Medikamente im Griff habe und so viele positive Effekte u. a. auch durch die Ernährungsumstellung erlangen konnte.
Man darf aber nicht vergessen, dass dieser Effekt neben der entsprechenden Ernährung, die ja sehr individuell ist und nicht immer 1 zu 1 adaptiert werden kann, auch von anderen Faktoren abhängig ist.
So glaube ich, dass ich dies nur erreichen konnte, weil ich fest daran geglaubt und am Mindset gearbeitet habe. Auch musste ich fair zu mir selbst sein, also Selbstreflektion betreiben, ab und an mal einen Gang zurückschalten oder sogar mehr Gas geben. Disziplin und Akzeptanz sind die ausschlaggebenden Skills für mich.
Es war für mich der größte Mehrwert, sich die Zeit zum Wissensaufbau zu nehmen. Warum reagiert bspw. mein Körper gut oder weniger gut auf bestimmte Veränderungen? Es ging und geht es mir immer noch darum, die richtigen Informationen zu finden, sie zu filtern ggf. Meinungen der Fachexperten einzuholen.
Und ich hinterfragte die allgemeinen / pauschalen Aussagen, auch zur Umsetzung der ketogenen Ernährung, sogar änderte gewisse Parameter, um meinen eigenen Weg, der nur für mich passt, zu finden!
Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass es zum gesunden Lebensstil auch dazu gehört, ob man glücklich mit sich selbst ist, erfülltes Leben in der Partnerschaft führt, finanziell unabhängig ist und man im beruflichen Umfeld sich selbst verwirklichen kann oder zumindest Sinn darin sieht.
Ernährung ist nur ein kleiner, auch wenn sehr wesentlicher, Part der Vitalität. Alles begann bei mir NICHT mit dem Start des Experiments, sondern nach meiner Not-OP, die 6 Jahre zurückliegt. Die Ernährungsumstellung alleine bewirkt kein Wunder, so meine Meinung, kann aber als supportive Therapie den Krankheitsverlauf deutlich positiv beeinflussen...

Website: Ketogene Ernährung bei CED | Keto4CED
Instagram: Erika Bürger (@keto4ced) • Instagram-Fotos und -Videos
Facebook: Keto4CED | Facebook
YouTube (Rezept-Videos, Erfahrungsberichte, Informationen) Keto4CED - YouTube
Bildquellen:
- Bild2: Erika Bürger
- Bild3: Erika Bürger
- Bild4: Erika Bürger
- Bild8: Erika Bürger
- Woman suffering from abdominal pain: https://elements.envato.com/de/woman-suffering-from-abdominal-pain-TQ6L2NQ | (c) licensed via Envato