Das Interesse an der ketogenen Ernährung wächst sowohl in der Wissenschaft als auch in der allgemeinen Bevölkerung. Mit zunehmendem Verständnis der Funktionsweise und auch der Effekte, welche die Ketone selbst im Körper zu haben scheinen, steigt natürlich auch das Interesse daran, diese Ketone in eine Pille zu packen.
Was sind eigentlich exogene Ketone?
Wenn man fastet oder die Kohlenhydrataufnahme stark einschränkt, dann wird Fett mobilisiert und in der Leber zu kleinen Energiemolekülen umgebaut. Diese kleinen Energiemoleküle werden als Ketone bezeichnet. Ketone können zu einem bedeutenden Anteil den Zuckerbedarf der Zellen reduzieren. Der Wechsel von Zucker zu Fett und Ketonen als primäre Energiequelle, ist mit einer Vielzahl an positiven Effekten auf den Körper assoziiert.
Bilden wir die Ketone selbst, dann sprechen wir von endogener Produktion. Endogen leitet sich vom griechischen Wort „endon“ ab und bedeutet „nach innen“. Um Ketone selbst herstellen zu können müssen viele Regelprozesse im Körper aktiviert werden. So muss zum Beispiel das Insulin abfallen, Enzyme müssen aktiviert werden, die bei der Bildung und Nutzung der Ketone zentral sind.
Wie in der Einleitung angesprochen, zeigen Ketone einzigartige, positive Effekte auf die Zelle, wie zum Beispiel Entzündungshemmung oder Aktivierung der Glutathionproduktion (=körpereigenes Antioxidans). Wissenschaftler haben einen Weg gefunden, Ketone im Labor herzustellen und diese als trinkbare Lösung für Menschen verfügbar zu machen. Diese Ketone-Supplemente werden als exogene Ketone bezeichnet, da sie von außen zugefügt werden.
Welche Arten von exogenen Ketonen stehen zur Verfügung?
Erst einmal müssen wir zwischen zwei verschiedenen Arten von exogenen Ketonpräparaten unterscheiden: Ketonsalze und Ketonester.
Ketonester bestehen aus einem Ketonkörper in Kombination mit einem Ketonvorläufer. Es gibt eine kleine Anzahl von diesen auf dem Markt für Verbraucher. Die Ketonester sind allerdings sehr teuer und derzeit nur im Elitesport im Einsatz. Ketonester sind möglicherweise schwieriger zu vermarkten, da sie einen unangenehmen Geschmack haben.
Ketonsalze bestehen aus einem Ketonkörper, der an ein Mineralion, oft Natrium, gebunden ist. Es gibt verschiedene Arten von Ketonkörpern, aber Ketonsalze verwenden Beta-Hydroxybutyrat (BHB).
Es gibt eine große Anzahl von Unternehmen, die diese Form des exogenen Ketons verkaufen. Wenn ich in diesem Artikel über Ketonzusätze oder exogene Ketone sprechen, beziehe ich mich von nun an auf Ketonsalze.
Welche Marketingaussagen lassen sich im Internet zu exogenen Ketonen finden?
Wenn eine potenzielle Kundin durch die Websites verschiedener Unternehmen klickt, die die Ketonpräparate verkaufen, wird sie auf viele verschiedene Behauptungen über die Vorteile der Einnahme stoßen. Dazu gehören:
- Erhöhte Fettverbrennung/ beschleunigter Gewichtsverlust
- Maximierte Kognition/ verbesserte Fokussierung
- Erhöhte Energie
- Bessere Stimmung
- Verbesserung der sportlichen Leistung
- Unterdrückung des Appetits
- Hilfe bei der Rückkehr in die Ketose nach dem Konsum von Kohlenhydraten
- Verminderte Entzündung
- Besser schlafen
- Verbesserte Zuckertoleranz
Exkurs: EU Health Claims Verordnung
Die EU-Health Claims Verordnung (Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel) ist seit 1. Juli 2007 in Kraft.
Ziel der Verordnung ist, die Verbraucher besser zu informieren und vor Irreführung zu schützen. Nährwert-bzw. gesundheitsbezogene Angaben zu Lebensmitteln (auch Nahrungsergänzungsmitteln) dürfen damit in der EU nur unter bestimmten Bedingungen bzw. nach Genehmigung im Rahmen eines Zulassungsverfahrens verwendet werden.
Es gilt das „Verbotsprinzip mit Erlaubnisvorbehalt“ – Gesundheitsbezogene Aussagen sind grundsätzlich verboten, außer es ist ausdrücklich erlaubt.
Eine Liste aller zulässigen Health Claims kann man auf der Website der EFSA herunterladen.
https://ec.europa.eu/food/safety/labelling_nutrition/claims/register/public/?event=register.home
Rechtliche Situation:
Es gibt keine zugelassenen Health Claims für Ketone. Weil sie bisher nie als Nahrungsergänzung zur Verfügung standen, sondern ausschließlich durch eine ketogene Ernährung (endogen) produziert wurden.
Ketone sind erst ab Juli 2020 unter der „Novel Food“ Verordnung in der EU als Lebensmittel zugelassen.
Exogene Ketone – was sie können und was nicht
Nun wollen wir uns die Behauptungen rund um exogene Ketone näher anschauen.
Was können exogene Ketone nicht
Das häufigste Verkaufsargument ist, dass exogene Ketone die Fettverbrennung anregen würden und man die Vorteile einer ketogenen Ernährung hätte ohne der „lästigen“ Ernährungsumstellung. Da muss ich leider enttäuschen. Die magische Pille ist leider immer noch nicht erfunden und wir werden auch in Zukunft nicht darum herumkommen, den Müll aus unserer Ernährung zu streichen. Es ist sogar so, dass die exogene Einnahme von Ketonen, die eigene Produktion von Ketonen hemmt. Es gibt allerdings Hinweise, dass Ketone appetithemmend wirken und dies kann im Rahmen einer gleichzeitig stattfindenden Ernährungsumstellung möglicherweise hilfreich sein.
Wofür exogene Ketone geeignet sind
Die wirkliche Stärke der exogenen Ketone liegt in der therapeutischen Anwendung. Sie können möglicherweise dort zum Einsatz kommen, wo die Umstellung auf eine ketogene Ernährung nicht möglich ist, wie in Seniorenheimen oder Pflegeeinrichtungen oder wo Patienten aus anderen Gründen nicht in der Lage sind, die Ernährung entsprechend umzusetzen. Als begleitende Therapie bei Depressionen, MS, Parkinson oder anderen Autoimmunerkrankungen.
Menschen, die unter großer Belastung stehen. Egal ob im Beruf oder im Leistungssport. Die Ketone können hier Stimmungsaufhellend wirken und die Stressresistenz unterstützen.
Es gibt auch Studien bei Migränepatienten. Auch hier könnten exogene Ketone eine tolle Alternative zu herkömmlichen Medikamenten sein, die ja doch auch mit oft schweren Nebenwirkungen kommen.
Hör dir dazu mein Interview mit Dr. Elena Gross an. Elena Gross ist eine ambitionierte Wissenschaftlerin und forscht mit exogenen Ketonen. Sie war selbst chronische Migränepatienten.
Abschließende Worte
Die Vorteile einer LCHF oder ketogenen Ernährung erstrecken sich weit über die bloße Anwesenheit von Ketonen. Die spezielle Auswahl der Nahrungsmittel und vor allem das Weglassen besonders problematischer Lebensmittel, die erhöhte Nährstoffdichte und die im Körper selbst stattfindenden Umstellungsmaßnahmen. All dies ist ebenfalls Teil der in vielen Studien beobachteten Vorteile und kann mit der bloßen Einnahme von exogenen Ketonen nicht ersetzt werden.
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Studien zu exogenen Ketonen
Kovács, Zsolt, et al. „Therapeutic potential of exogenous ketone supplement induced ketosis in the treatment of psychiatric disorders: review of current literature.“ Frontiers in psychiatry 10 (2019): 363.
Balasse, E. O., and M. A. Neef. „Inhibition of ketogenesis by ketone bodies in fasting humans.“ Metabolism 24.9 (1975): 999-1007.
Evans, Mark, Karl E. Cogan, and Brendan Egan. „Metabolism of ketone bodies during exercise and training: physiological basis for exogenous supplementation.“ The Journal of physiology 595.9 (2017): 2857-2871.
Ari, Csilla, et al. „Exogenous ketones lower blood glucose level in rested and exercised rodent models.“ Nutrients 11.10 (2019): 2330.
Myette‐Côté, Étienne, et al. „Prior ingestion of exogenous ketone monoester attenuates the glycaemic response to an oral glucose tolerance test in healthy young individuals.“ The Journal of physiology 596.8 (2018): 1385-1395.
Stubbs, Brianna J., et al. „On the metabolism of exogenous ketones in humans.“ Frontiers in physiology 8 (2017): 848.
Bildquellen:
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